Die letzten Wochen waren geprägt durch einerseits qualitativ gute Trainingseinheiten und andererseits coronabedingte Wettkampfabsagen. Da bietet es sich an, nochmal eine offizielle FKT-Strecke im Wettkampfmodus in Angriff zu nehmen. Jörn Harland, mit dem ich in den letzten Monaten einige schöne Trainingsläufe absolviert hatte, schlug mir vor, den Rheingauer Klostersteig gemeinsam zu laufen – eine profilierte, knapp 30km lange Punkt-zu-Punkt-Strecke mit etwa 920 Höhenmetern. Den Streckenrekord von Matthias Krah (2:17:34h) zu knacken, der im letzten Juni die alte Vorgabe von Markus Heidl und Johannes Licht knapp um eine halbe Minute unterboten hatte, erschien uns anspruchsvoll, aber machbar.
Vom Start am Kloster Eberbach aus ging es direkt zur Sache – rauf auf die Hallgarter Zange mit 360 Höhenmetern auf den ersten 4 Kilometern. Wir schlugen direkt ein hohes Tempo an und liefen auf diesem ersten harten Abschnitt direkt einen Vorsprung von fast 3 Minuten auf die Streckenbestzeit heraus. Es folgte ein langgezogener, flüssig zu laufender Downhill hinunter nach Johannisberg, kurz unterbrochen von einer giftigen Gegensteigung, die aber in dieser frühen Phase des Rekordversuchs keine Probleme darstellte... Im Dorf Johannisberg wurde der Kurs flacher, allerdings mit vielen Ecken und Abzweigungen. Ziemlich genau bei der 15km-Marke erwischte uns das, wovor wir im Vorfeld am meisten Angst hatten: Wir bogen an einer Kreuzung falsch ab und liefen kurzzeitig in die falsche Richtung. Zum Glück meldete sich meine GPS-Uhr rechtzeitig und machte uns auf das Missgeschick aufmerksam. Also wieder zurück auf die Originalstrecke und cool bleiben – die Aktion hatte nur eine halbe Minute gekostet und wir hatten zu diesem Zeitpunkt schon ausreichend Luft. Im folgenden Abschnitt fokussierten wir uns auf die Orientierung und darauf, uns ordentlich zu verpflegen – es war mittlerweile ungewohnt warm geworden in der Sonne. Im Blaubachtal etwa bei der Halbmarathonmarke überschlug ich im Kopf, dass wir den alten Streckenrekord um mindestens 10 Minuten unterbieten könnten, falls nichts Außergewöhnliches mehr passieren würde. Also weiter die Pace hochhalten und den letzten Anstieg zum Ebentaler Hof hoch... Hier wurde es langsam zäh - die Sonne knallte jetzt ziemlich, während wir uns die Weinberge und anschließend einen steilen Trail raufkämpften. Aber jetzt war es fast geschafft, die letzten Kilometer hinunter zur Marienkirche nach Rüdesheim-Aulhausen führten quasi nur noch bergab. Als wir unsere Uhren im Ziel stoppten, konnten wir es beide kaum glauben: 2:05:33h und damit den alten Streckenrekord um 12 Minuten unterboten!