I did the new World Heritage Trail in run&hike-mode on two days with a small outdoor overnight stay. In order to draw attention to this wonderful new long-distance hiking trail, I have also included it as FKT. I completed my tour in unsupport mode. I drank water from streams, some public toilets and taps. I carried my other food completely in my backpack.
Here is my detailed report:
Unterwegs auf dem Welterbesteig oberes Mittelrheintal
Es geht entlang geheimnisvoller Burgruinen, geschichtsträchtiger Orte und zahlloser Panoramatrails!
Der Welterbesteig bietet ein brandneues Fernwanderweg-Projekt durch das UNESCO-Welterbe oberes Mittelrheintal. Damit hat die linksrheinische Seite sein Pendant zum rechtsrheinischen Rheinsteig (einer der beliebtesten Fernwanderwege Deutschlands) eröffnet. Stolze 120 Kilometer und 4500 Höhenmeter sind auf dem Welterbesteig zwischen dem deutschen Eck in Koblenz und Bingen zu bewältigen. Es geht entlang geheimnisvoller Burgruinen, geschichtsträchtiger Orte und zahlloser Panoramatrails.
Ich habe den Steig in zwei Tagen für ein sogenanntes Fastest-known-time-Projekt (FKT)* in Angriff genommen.
Der imaginäre Startschuss für mein Projekt auf dem Welterbesteig fiel in Koblenz beim Stadion Oberwerth, wo man direkt in den Koblenzer Stadtwald abtaucht und den Stadtlärm hinter sich lässt. Beim geschichtsträchtigen Rittersurz kämpfte sich die Sonne langsam durch die Nebeldecke, welche die Aussicht auf das Rheintal an diesem Morgen noch versperrte.
Nachdem der Koblenzer Stadtwald passiert wurde, verläuft der Steig über Rhens Richtung Boppard. Highlight dieses Abschnitts bildet ein kilometerlanger Panoramaweg hoch über dem Tal mit grandiosen Fernblicken ins Rheintal. Ich genoss es hier ausnahmsweise sehr, dass dies ein gemütlicher Wirtschaftsweg ist, so konnte man den Blick in Ruhe schweifen lassen und musste nicht auf die Tritte achten.
Ein paar Kilometer vor Boppard ging es dann aber richtig zur Sache. Über eine Strecke von 25 km findet sich ein wahres Traildorado über giftige Anstiege und rasante Downhills mit teils alpinem Anspruch. Der Welterbesteig führt über mehrere neu erschlossene Pfade, die wir teilweise schon beim Communityrun „Hidden Treasures“ von unserem Trailfreund Paul gelaufen sind. Und Pauls Titel verspricht hier definitiv nicht zu viel.
Mit wenigen Unterbrechungen, bei denen man manchmal über breite Wege lief, hielt das Trailspektakel bis Sankt Goar zu meiner großen Freude an. Die Hälfte war nun geschafft und der Tag neigte sich nach knapp 60 km dem Ende zu, abgerundet mit einem wundervollen Fernblick auf das Rheintal in der Dämmerung.
Kurz drauf war es schon stockdüster und ich suchte mir so langsam einen gemütlichen Platz, wo ich es mir im Schlafsack und meiner Matte bequem machen konnte. Auch wenn ich den Welterbesteig als Fastest-known-time laufen wollte, so ließ ich mich keinesfalls hetzen und sah meine Zielzeit eher mit einem Augenzwinkern. Vielleicht würde ich ja andere Leute dazu animieren können, den Weg ebenfalls unter die Trailschuhe zu nehmen.
Das Projekt gestaltete ich übrigens im Unsupported-Modus. Sprich ich wollte den Steig ohne Hilfe von außen bewältigen. Die komplette Nahrung trug ich deshalb im Rucksack. Wasser trank ich nur aus öffentlichen Wasserhähnen, Quellen oder Bächen – Supermärkte oder andere kommerzielle Verpflegung waren tabu. Ich fand unterwegs zum Glück mehrere öffentliche WCs in den touristischen Rheindörfern, wo ich meine Flaschen füllen und die Aufbereitung von Bachwasser ersparen konnte.
Über die Nacht hatte es viel geregnet und der morgendliche Blick aus der Schutzhütte verriet, dass es ein nasser und ungemütlicher Tag wird. Ich ließ mich aber nicht beirren und setze mein Projekt fort.
Hinter Sankt Goar wird der Weg technisch wesentlich einfacher. Zwar sind weiterhin viele Anstiege durch die Rheinhänge zu bewältigen und der Welterbesteig bleibt recht abwechslungsreich, aber es geht hier zunehmend über breitere Wirtschaftswege. Für kulturinteressierte Wanderer empfehlen sich Abstecher in die historischen Ortskerne von Oberwesel und insbesondere Bacharach mit guten Einkehrmöglichkeiten. Wie gerne wäre ich hier in eine der duftenden Bäckereien eingekehrt für eine Salzbrezel, Tasse Kaffee oder eine Cola. Dank meines Unsupported-Vorhaben musste ich diese Gedanken allerdings verwerfen. Nass bis auf die Knochen verfluchte ich mich zu diesem Zeitpunkt für meine dämlichen Ideen und zog meines Weges.
In Niederheimbach angekommen, hat man das Ziel in Bingen schon vor dem imaginären Auge. 90 Kilometer sind geschafft, aber es wartet noch ein langer Anstieg durch den Binger Wald und dann noch eine große Schleife durch dessen „Hinterland“. Den Anstieg torkelte ich mehr oder weniger hoch, es ging kaum noch was und ein großer Tiefpunkt war erreicht. Im Binger Wald wird die Gegend aber langsam wieder wilder und das Gelände anspruchsvoller. Geist und Körper schienen sich darüber zu freuen und plötzlich rollte es durchs wunderschöne Morgenbachtal wieder wie am Schnürchen.
Auf den letzten 10 Kilometern zeigt der Welterbesteig nochmal sein volles Potential und es warten herrliche Trails, die ich richtig
genießen konnte. Und so neigte sich das Projekt auf dem Welterbesteig beim Binger Bahnhof nach 31 Stunden dem erfolgreichen Ende. Körperlich komplett am Ende, aber angesichts der erbrachten Leistung auch sehr stolz, gönnte ich mir hier noch einen kleinen Abschlussdrink und ließ die
schönen Erinnerungen Revue passieren.
Fazit:
Zum Fazit möchte ich zwei Fragen thematisieren, die mir nun schon öfter von einheimischen Läufer*innen gestellt wurden.
Macht dieser Weg Sinn, wo es doch schon den sehr schönen Rheinburgenweg (RBW) als linksrheinisches Fernwanderprojekt gibt?
Auch wenn der Welterbesteig zu einem großen Teil über den RBW verläuft, so hat er insgesamt 30% (laut Projektinitiatoren - ich habe nicht nachgemessen) neue Wege erschlossen. Da waren auch wirklich einige tolle Abschnitte dabei, die eine Aufwertung gegenüber dem RBW bilden und dem Welterbesteig ihre Berechtigung geben. Gewünscht hätte ich mir, dass der Oehlsbergsteig bei Oberwesel auch in den Welterbesteig integriert wird,
welcher ein Highlight des Rheinburgenwegs bildet.
Kann der Welterbesteig dem Rheinsteig das (Rhein)Wasser reichen?
Jein! Auf einem großen Teil steht der Welterbesteig dem Rheinsteig in punkto Landschaft und Wegführung in nichts nach. Zwischen Sankt Goar und Niederheimbach sind mir im Vergleich zum Rheinsteig aber zu viele breite Wege. Der Rheinsteig ist für mich einen Tick attraktiver und
wegen seiner höheren Pfaddichte vom Komplettpaket her besser.
Dieser Vergleich mit dem zweifelsohne großen Maßstab des Rheinsteigs soll den Welterbesteig keineswegs schlecht dastehen lassen. Insgesamt kann ich den Weg uneingeschränkt weiterempfehlen. Und schöne Wanderwege kann es schließlich nicht genug geben in unserer wundervollen Heimatregion.
Zur Ausschilderung
An machen Stellen - vor allem im Bereich vom Koblenzer Stattwald und bei Niederheimbach Richtung Bingen - empfand ich die Ausschilderung noch lückenhaft. Auch hatte ich den Eindruck, dass der offizielle GPX-Track an einigen Stellen nicht mit der Ausschilderung übereinstimmt. Hier wird sicher noch nachgebessert bis zur offiziellen Zertifizierung durch das Deutsche Wanderinstiut.
Tipps zur Anreise
Das Ziel des Welterbesteigs liegt unmittelbar am Hauptbahnhof Bingen. Von Bingen könnt ihr mit dem Zug in 40 Minuten zum Hauptbahnhof in Koblenz fahren (ohne Umstieg). Vom Hauptbahnhof in Koblenz sind es knapp 3 km Kilometer zum Startpunkt. Ihr müsst durch die Stadt laufen oder ein Taxi nehmen (circa 12 Euro).
Sportliche Grüße und viel Spaß beim Nachlaufen,
Mario
Danke lieber Mario, für diese tolle Einblicke in dein Trail-Abenteuer!